Forschungsprojekt
Das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen wird im Rahmen des »Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung« (BULEplus) umgesetzt, einem Instrument des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die nachhaltige Gestaltung ländlicher Regionen.
Mit dem Modellvorhaben fördert das BMEL die Digitalisierung in ländlichen Räumen. Ziel ist es, auf der Ebene von Landkreisen die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung vor Ort zu verbessern und dafür übertragbare Strategien und Maßnahmen zu finden. In diesem Rahmen wird erforscht, inwiefern neue technische Möglichkeiten dazu beitragen können, das Lebens- und Arbeitsumfeld gerade in ländlichen Regionen im Sinne heutiger Standards attraktiv zu halten. Dies gilt insbesondere für zukunftsrelevante Bereiche wie etwa E-Mobilität, E-Learning und Bildung, Gesundheit und Pflege oder die flexible, ortsunabhängige Gestaltung von Arbeit. Auch soziale und kulturelle Angebote auf dem Land können von digitalen Vernetzungs- und Verbreitungsformen profitieren.
Im Video stellen wir das Forschungsprojekt »Smarte.Land.Regionen« vor. Dabei gehen wir u. a. auf das Ziel des Projekts, unser Team und Arbeitsmethoden sowie die Rolle der Landkreise ein.
Um die Chancen der Digitalisierung auszuloten und gewinnbringend für die Menschen in ländlichen Räumen zu verwirklichen, fördert das BMEL im Rahmen von Smarte.Land.Regionen ein entsprechend ausgerichtetes Forschungsvorhaben des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering. Das Institut baut eine digitale Plattform (»Digitales Ökosystem«) auf und entwickelt und erforscht gemeinsam mit den Projektpartnern digitale Lösungen, die die für das Modellvorhaben ausgewählten ländlichen Landkreise dabei unterstützen, sich gut für die digitale Zukunft aufzustellen. Forschungsgegenstand ist auch, welche Rolle ein Landkreis in einem Digitalen Ökosystem spielen kann und wie der Wissenstransfer zwischen den Beteiligten am besten gelingt.
Um die Bevölkerung und andere Stakeholder aktiv in die Entwicklungen vor Ort mit einzubeziehen, wird den Landkreisen als ein mögliches digitales Tool eine Beteiligungsplattform bereitgestellt, die individuell genutzt werden kann.
Was ist das Digitale Ökosystem »Smarte.Land.Regionen«?
Eigenschaften eines Digitalen Ökosystems sind:
- Es ist ein sozio-technisches System, in dem Organisationen, Personen und digitale Komponenten miteinander in Beziehung gesetzt werden und interagieren.
- Die teilnehmenden Strukturen sind unabhängig voneinander.
- Das Zusammenwirken im Digitalen Ökosystem generiert gegenseitigen Mehrwert.
- Die Zusammenarbeit basiert auf Ökosystem-Services, die von einem Ökosystem-Initiator angeboten werden und über eine digitale Plattform angeboten werden.
Übertragen auf das Forschungsprojekt bedeutet dies, dass sich voneinander unabhängige Akteure wie Landkreise und Lösungsanbieter auf dem Marktplatz treffen, um hier Mehrwerte zu erzeugen. Dabei spielt nicht nur die technische Verfügbarkeit von digitalen Lösungen eine Rolle, sondern auch die sozio-technischen Beziehungen sind wichtig – sowohl die vor Ort, die die Bedarfe definieren, als auch die Interaktion auf der Plattform selbst.
Das Ökosystem »Smarte.Land.Regionen« zielt auf eine Verbesserung der Daseinsvorsorge durch digitale Technologien. Es verbindet unterschiedliche Stakeholder miteinander – Beratende und Lösungsanbieter auf der einen Seite und Landkreise und Bürger:innen auf der anderen Seite. Im Zentrum des Ökosystems steht die Plattform mit dem Marktplatz.
Die Plattform ist die Basis und bietet einheitliche Nutzerkonten für die verknüpften digitalen Lösungen und den Marktplatz. Dadurch wird ein einheitliches Login über alle digitalen Lösungen im Marktplatz hinweg ermöglicht. Das bedeutet, die Nutzer:innen erstellen einmal ein Konto auf der Plattform und können mit diesem Konto alle an die Plattform angebundene Lösungen nutzen, ohne sich bei jeder Lösung separat registrieren zu müssen. Die Plattform übernimmt für die digitalen Lösungen eine weitere wichtige Rolle: Sie speichert neben Nutzerdaten auch die geografische Struktur der Verwaltungseinheiten, fungiert als Bilderverwaltung, ermöglicht eine einheitliche Handhabung der juristischen Texte und hält Datenschutzvereinbarungen bereit.
Der Marktplatz verfolgt die Idee eines modernen Lebens auf dem Land und einer Verbesserung der Daseinsvorsorge durch zentral abrufbare digitale Lösungen und Beratungen. Hierbei steht die Vermittlung von digitalen Lösungen und Beratungsangeboten zur Daseinsvorsorge im Fokus. Besonders wichtig im Forschungsprojekt ist dabei herauszufinden, welchen Bedarf Landkreise und weitere kommunale Partner haben, wenn sie eine digitale Lösung für ein Problem finden möchten. Dazu treten die Projektpartner in den Dialog und zeigen sich gegenseitig Möglichkeiten und Problemlagen auf, um z.B. ganz konkret die Darstellung von digitalen Lösungen im Marktplatz zu optimieren oder ein passendes Lösungsportfolio aufzubauen.
Im Ökosystem »Smarte.Land.Regionen« interagieren fünf verschiedene Rollen miteinander:
- Der Plattformbetreiber ist für die Entwicklung und den Betrieb der Plattform und des Marktplatzes verantwortlich.
- Ein Lösungsanbieter ist ein Unternehmen, das den Betrieb digitaler Lösungen für Landkreise anbietet.
- Ein Beratender ist ein Unternehmen, das den Landkreisen verschiedene Beratungsleistungen zur Daseinsvorsorge anbietet.
- Ein Landkreis ist die Verwaltungseinheit, die auf dem Marktplatz aktiv ist, um Beratungen und Lösungen für sich und seine Bürger:innen zu finden.
- Die Bürger:innen als Einwohner:innen eines Landkreises stellen potenzielle Endnutzende von Lösungen dar.
Wie kann ein Digitales Ökosystem »Smarte.Land.Regionen« entstehen?
Das Ökosystem »Smarte.Land.Regionen« setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Dazu gehören Plattform und Marktplatz, die Entwicklung digitaler Lösungen sowie der Aufbau von Know-how und die Verstetigung in den Modellregionen über Beratung und ein digitales Toolset.
Das Besondere an den Smarte.Land.Regionen ist, dass jeweils zwei der ausgewählten Landkreise eine gemeinsame digitale Lösung entwickeln. Nach Fertigstellung steht diese digitale Lösung allen weiteren Landkreisen im Rahmen des Modellvorhabens zur Verfügung. Mit diesem Vorgehen soll die Übertragbarkeit der digitalen Lösung auch in andere Landkreise begünstigt werden. Zusätzlich zu den digitalen Lösungen, die im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelt werden, sollen weitere mittels Onboarding auf den Marktplatz geholt werden.
Auf strategisch-organisatorischer Ebene werden die Landkreise durch die IT-Prozessbegleitung unterstützt. Die IT-Prozessbegleitung begleitet den Know-how-Aufbau in den Landkreisen, reflektiert gemeinsam mit den Landkreis-Teams interne Organisationsstrukturen und deren Anpassung und berät bei der Beteiligung von Bürger:innen zu digitalen Themen der Daseinsvorsorge.
Das Ökosystem steht während des Forschungsprojekts sowohl jedem Landkreis und jeder Kommune als auch Unternehmen kostenfrei zur Verfügung. Durch den Austausch von Daten profitieren sowohl Landkreise als auch Bereitsteller digitaler Lösungen von Plattform und Marktplatz, ebenso wie der Marktplatzbetreiber. In der Praxis betreten die verschiedenen Akteure Plattform und Marktplatz durch ein Onboarding.
Landkreise treten dazu mit dem Projekt in Kontakt und melden damit ihr Interesse an einer Aufnahme an. Anschließend wird der Landkreis auf der Plattform als Nutzerkonto angelegt und eine initiale Vertretung (Ansprechpartner:in) eingetragen, die dann weitere Personen ihrer Organisation hinzufügen kann. Diese können dann direkt im Ökosystem und insbesondere auf dem Marktplatz agieren.
Im Onboarding-Prozess für digitale Lösungen werden nach Absprache mit dem Fördermittelgeber und den weiteren Projektpartnern verschiedene Kriterien überprüft. Dazu gehört bspw., dass hinter dem digitalen Angebot ein Betreibermodell steht, sodass Landkreise schnell und zuverlässig auf die digitalen Lösungen zugreifen können, ohne eigenes IT-Know-how vorhalten zu müssen, um Lösungen in ihre lokalen Strukturen zu implementieren. Die Qualitätssicherung der Einträge auf dem Marktplatz erfolgt durch den Marktplatz-Betreiber – während der Laufzeit des Forschungsprojekts ist das das Fraunhofer IESE.