Smarte.Land.Regionen Jahresrückblick 2022
Auch im Jahr 2022 gab es in dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Projekt »Smarte.Land.Regionen« einiges zu tun. Die Aktivitäten reichten von der Vernetzung der Akteure über die Evaluierung der bisher entstandenen Lösungen bis hin zum Go-Live der Huhu-Plattform und der Lösung »kuubu«. So kann im Nachgang einiges über die Fortschritte des Projekts »Smarte.Land.Regionen« berichtet werden.
Den Anfang machte das zweite Vernetzungstreffen am 30. und 31. März in Vorpommern-Greifswald – einer der sieben im Projekt geförderten Modellregionen. Das Ziel der Veranstaltung war die Vernetzung aller beteiligten Akteure. Bei der zweitägigen Veranstaltung stand der fachliche Austausch zur Umsetzung der im Projekt zu entwickelnden digitalen Lösungen in den Daseinsvorsorgebereichen »Mobilität«, »Gemeinschaft & Ehrenamt«, »Bildung & Arbeit« und »Gesundheit & Pflege« im Fokus.
Danach schritt die Lösungsentwicklung stetig voran, sodass im Mai eine erste Version zu »kuubu« folgte. »kuubu« ist der Name der entwickelten Lösung 2, welche im Bereich der Daseinsvorsorge »Gemeinschaft & Ehrenamt« zusammen mit den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Uelzen umgesetzt wird. Das Portal soll als zentrale Anlaufstelle für Personen fungieren, die ihr Wissen anbieten und/oder auf der Suche nach Wissen sind. Der Hauptnutzen des Portals ist folglich die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten zwischen Personen, die Wissen anbieten, und solchen, die Wissen erhalten möchten. Umgesetzt wird dies, indem Organisationen und Privatpersonen Wissensangebote über das Portal erstellen und anbieten können. Im Mai durfte das SLR-Team außerdem auch den rheinland-pfälzischen Minister Alexander Schweitzer vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern begrüßen.
Um die Wirkung und den Nutzen von »kuubu« für die Bürger:innen richtig einschätzen und vor dem endgültigen Start der Lösung gegebenenfalls noch Anpassungen vornehmen zu können, wurden zwei Evaluationen durchgeführt. Die erste Evaluierung fand im Juni remote statt. Ziel der Evaluierung war es, verschiedene Funktionalitäten und Darstellungen der Wissensvermittlungsplattform »kuubu« mit Teilnehmenden zu testen und Feedback und Verbesserungsvorschläge einzuholen. Teilnehmende waren zum einen Vertreter:innen der Landkreise, die testeten, wie die bisherigen Verwaltungs- und Erstellungsfunktionen für landkreisspezifische Projektdarstellungen funktionieren. Zum anderen wurde »kuubu« mit potenziellen Wissensanbieter:innen evaluiert. Diese beleuchteten kritisch, wie gut sich der Anmeldungs- und Registrierungsprozess, die Profilerstellung, die Erstellung von Wissensangeboten und die Lösungsaufmachung insgesamt gestalten und bedienen lassen. Die daraus erhaltenen Rückmeldungen und Erkenntnisse wurden gesammelt, aufbereitet und im nachfolgenden Entwicklungssprint für »kuubu« umgesetzt. Darunter befanden sich die Darstellung von Organisationsprofilen, ein Bewerbungs- und Einladungsmechanismus, verschiedene Merkmalsangaben wie Ortsangaben für die Angebotserstellung und erste Suchfunktionen für Wissensangebote. Die zweite Evaluierung folgte im August, dieses Mal vor Ort in Vorpommern-Greifswald. Hier lag der Fokus auf den Nachfragenden der »kuubu«-Wissensplattform, d. h. denjenigen Personen, die nach Wissen suchen. Auch hier wurden, neben überwiegend positiven Rückmeldungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge ermittelt – so z. B. der Wunsch nach einem Nachrichtensystem zum Austausch zwischen den Nutzenden. Die Vorschläge wurden ebenfalls im an die Evaluation angrenzenden Entwicklungssprint in die bereits vorhandene Lösung implementiert. Im Themenfeld »Bildung & Arbeit« fand ebenfalls im August die Auftaktveranstaltung zur zweimonatigen Coworking-Testphase mit CoWorkLand statt. Das SLR-Team war vor Ort in Minheim und präsentierte den aktuellen Stand der Lösung »LandRäume«.
Der September brachte das insgesamt dritte Vernetzungstreffen unter dem Motto »Verbesserung der Daseinsvorsorge durch Digitalisierung«. Dieses Mal fand es im Future Lab Weiherhammer statt und wurde vom Landkreis Neustadt an der Waldnaab, ebenfalls einer der sieben im Projekt geförderten Modellregionen, ausgerichtet. Der Unterschied zum vorherigen Treffen im März war jedoch, dass auch der erweiterte Kreis vor Ort war, d. h. neben den bereits 2020 ausgewählten Landkreisen Neustadt an der Waldnaab, Bernkastel-Wittlich, Coesfeld, Lörrach, Potsdam-Mittelmark, Vorpommern-Greifswald und Uelzen auch die 13 weiteren Landkreise, welche am 1. Januar 2022 zum »Smarte.Land.Regionen«-Projekt hinzugestoßen waren. Der Austausch untereinander fand in Open Spaces, World Cafés, Expert:innen-Runden, Exkursen und bei gemütlichem Beisammensein statt.
Rückblickend auf das gesamte Jahr betrachtet stellt der Oktober den ereignisreichsten Monat für das SLR-Projekt dar. Nicht nur, dass Schwung in Lösung 4 im Bereich »Mobilität« kam, das SLR-Team war auch zusammen mit dem Fraunhofer IUK-Verbund mit einem eigenen Stand auf der Smart Country Convention in Berlin vertreten – einem der größten Events zum Thema »Digitalisierung des öffentlichen Sektors«. Dort präsentierte das IESE-Team Ideen, Projekte, Themen und digitale Lösungen für den Bereich »Smart City & Smart Region«, darunter auch das Forschungsprojekt Smarte.Land.Regionen mit einem Talk am Stand des BMEL als Fördermittelgeber. Ein besonderes Highlight hierbei war der Besuch des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, der sich beim IESE-Team zu »Smarte.Land.Regionen« informierte.
Zudem gab es zwei große Go-Live-Events. So ging zum einen das digitale Toolset an den Start. Darin werden interessierten kommunalen Akteuren Handlungsempfehlungen, Methoden, Leitfäden und Erfahrungen zur Digitalisierung bereitgestellt, die unter anderem aus über den Projektzeitraum gewonnenen Ergebnissen erstellt wurden. Zum zweiten wurde die mehrfach im Jahr 2022 evaluierte Lösung »kuubu« im Bereich »Gemeinschaft & Ehrenamt« in Vorpommern-Greifswald live geschaltet. Der Launch erfolgte am 27. Oktober 2022 im Rahmen der 2. Digitalisierungskonferenz des Landkreises. »kuubu« soll es hier Kindertagesstätten ermöglichen, Angebote von Kultureinrichtungen, Vereinen und Ehrenamtlichen trotz der großen Entfernungen innerhalb des Landkreises wahrnehmen zu können. Um frühzeitig viele und vor allem attraktive Angebote für die Kitas auf »kuubu« verfügbar zu machen, wurden bereits Mitte August zusammen mit dem Landkreis Vorpommern-Greifswald und der Prozessbegleitung Workshops mit potenziellen Anbietern von Wissensangeboten für Kindergartenkinder durchgeführt.
Der November stand ganz im Zeichen von Lösung 1 und Lösung 3. Lösung 1, »LandRäume«, ist eine Vermittlungsplattform, die Anbietende von Räumen und deren Nachfragende miteinander verbindet. Mithilfe der Plattform sollen unterschiedliche Bedürfnisse nach räumlichen Gegebenheiten abgedeckt werden, von Coworking-Spaces bis hin zu Räumen für Vereinssitzungen oder Geburtstagsfeiern. Die Lösung soll dabei helfen, Pendelaufkommen zu verringern, Leerstände zu vermeiden und Dorfgemeinschaftshäuser zu beleben. Die erste Evaluierungsrunde mit den verantwortlichen Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Coesfeld fand im November vor Ort in Wittlich mit unterschiedlichen Zielgruppen statt und lieferte wichtige Erkenntnisse, die in die weitere Lösungsentwicklung einfließen. Lösung 3 wird im Bereich »Gesundheit & Pflege« umgesetzt. Hier wird eine digitale Lösung entwickelt, welche die Gesundheitsversorgung in den Landkreisen Lörrach und Neustadt an der Waldnaab verwaltet und sichtbarer macht. Dabei wird die Lösung auf zwei unterschiedliche Bereiche der Gesundheitsversorgung ausgelegt. In Lörrach liegt die Ausrichtung auf Menschen mit psychischen Erkrankungen, denen geholfen werden soll, leichter passende Angebote zu Therapien, Selbsthilfegruppen und weiteren Unterstützungsleistungen zu finden. Ziel ist es, die ambulante Versorgung psychisch kranker Menschen und deren Angehöriger zu verbessern und den Austausch zwischen Anbietern und Betroffenen zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. In Neustadt an der Waldnaab hingegen soll eine dezentrale medizinische Versorgung eingerichtet werden, sodass sich Hausärzt:innen und mobile medizinische Fachangestellte im Landkreis effizienter koordinieren können. Dadurch sollen Praxen bei der Durchführung von Hausbesuchen und wiederkehrenden Routineaufgaben entlastet werden. Zeitnah geplant ist ein interaktiver Prototyp, auf dessen Basis eine Evaluierung starten kann.
Fazit und Ausblick
Im nächsten und gleichzeitig vorletzten Projektjahr 2023 wird der Fokus nicht nur auf der Entwicklung und dem Launch der Lösungen 1, 3, und 4 liegen, sondern es wird auch der Launch des Marktplatzes forciert werden, um die Lösungen deutschlandweit zentral auf einer Plattform bereitzustellen. Des Weiteren ist das Ziel, nicht nur die 20 direkt im Projekt involvierten Landkreise auf die Huhu-Plattform und den damit verknüpften Marktplatz zu bringen, sondern noch weitere, nicht im Projekt inkludierte Landkreise. Ebenso sollen parallel mehr digitale Lösungen an den Marktplatz angebunden und auf diesem bereitgestellt werden. Erste Gespräche hierzu fanden bereits statt, wodurch interessierte Lösungsbetreiber angeworben werden konnten. Ebenfalls steht allen 20 Landkreisen die Open-Source-Lösung CONSUL als leichtgewichtiges Mittel zur Unterstützung des Beteiligungsprozesses bis Ende des Jahres 2024 kostenfrei zur Verfügung.
Wir freuen uns auf das kommende Jahr, um zusammen mit unseren Projektpartnern im Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen, die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum einen weiteren Schritt voranzubringen.