Themenbereich Mobilität
Die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Bernkastel-Wittlich beschäftigen sich gemeinsam mit dem Bereich Mobilität im Forschungsprojekt. Hauptziel ist es, einen effizienteren und vielfältigen Verkehr zu gestalten. Personen, die über kein eigenes KFZ verfügen oder auf dieses nicht angewiesen sein wollen, sollen Möglichkeiten aufgezeigt bekommen, welche Mobilitätsalternativen es gibt und wie sie genutzt werden können.
Bei der Entwicklung lag im bisherigen Projektverlauf der Fokus stark auf dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich führt aktuell eine tiefergehende Mobilitätsanalyse durch und steigt mit diesen Ergebnissen zukünftig tiefer in die Lösungsentwicklung ein.
Drei Workshops wurden in Potsdam-Mittelmark bisher mit Expert:innen und Mobilitätsanbietern durchgeführt. In den Workshops wurde der Status quo der Mobilität diskutiert und Bereiche, die am dringendsten digitaler werden müssen, wurden identifiziert. Ein Ergebnis war, dass kleinere Mobilitätsanbieter am stärksten von neuen digitalen Lösungen profitieren können, da sie selbst nur wenig Ressourcen haben, um eine entsprechende Entwicklung anzustoßen, gerade im ländlichen Raum aber Lücken im Mobilitätsnetzwerk schließen können. Durch ihre digitale Einbindung können sie große Anbieter ergänzen und Alternativen zum motorisierten Individualverkehr (MIV) aufzeigen. Die größte Herausforderung besteht darin, standardisierte Datenschnittstellen bereitzustellen, um Daten von Mobilitätsanbietern einfach in digitale Lösungen einpflegen zu können.
Hauptergebnis des bisherigen Projektverlauf ist, dass im Themenfeld zwei Entwicklungsstränge verfolgt werden:
- In einem soll den Landkreisen die Open-Source-Plattform Stadtnavi zur Verfügung gestellt werden. Stadtnavi ist eine kartenbasierte Mobilitätsplattform, die verschiedene Verkehrsmittel miteinander verknüpft und sichtbar macht. Kommunen können über unterschiedliche Schnittstellen Mobilitätsdaten in sie einpflegen.
- Im zweiten Entwicklungsstrang wird auf KomMaaS aufgebaut, einem Vorprojekt des Fraunhofer IESE, das bereits von 2019 bis 2021 mit Fördermitteln des BMEL im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) entwickelt wurde. Hier wird KomMaaS als Lösung zur Planung und Durchführung von Bürgerbussen verwendet. Diese wird im Projekt Smarte.Land.Regionen weiterentwickelt und so aufbereitet, dass sie auf der SLR-Plattform interessierten Landkreisen zur Verfügung gestellt werden kann.
Abbildung: KomMaaS als Lösung zur Planung und Durchführung von Bürgerbussen
Eine wichtige Erkenntnis im Projektverlauf ist, dass der Bereich Mobilität auch in ländlichen Kreisen von einer großen Anzahl von Stakeholdern bearbeitet wird. Dementsprechend ist es eine zusätzliche Aufgabenstellung, sich mit anderen Projekten mit ähnlichen Zielsetzungen eng abzustimmen, um Mehrfachentwicklungen zu vermeiden und positive Synergie-Effekte mitnehmen zu können.
Im Entwicklungsstrang Stadtnavi zeigen sich die Chancen und Risiken von Open-Source-Projekten, an denen unterschiedlichste amtliche und ehrenamtliche Entwickelnde arbeiten. Zum einen ist es schwer, den Überblick über aktuelle Entwicklungen und Absprachen zu behalten, um keine Doppelarbeit zu leisten, und zum anderen ist es teilweise herausfordernd, auf Bestehendem aufzubauen, da die Dokumentation der Softwareentwicklung nicht immer lückenlos ist. Häufig sind keine »Baupläne« der einzelnen Softwaresegmente vorhanden oder der Code ist durch unterschiedliche Bearbeitende aufgebläht und schwer verständlich. Trotzdem kann Grundlagenarbeit reduziert werden, wenn unterschiedliche Projekte und Entwickelnde gemeinsam eine Software vorantreiben. Dies zeigt sich anschaulich im Funktionsumfang der Stadtnavi-Version aus Herrenberg.
In den nächsten Monaten will sich das Team der Lösung 4 darüber abstimmen, wie und ob sie »Stadtnavi« im Projekt Smarte.Land.Regionen weiterentwickeln können. Zusätzlich soll KomMaaS spätestens zu Beginn des Jahres 2023 lauffähig sein.
Weitere Einblicke in unsere Workshops und die Zusammenarbeit mit den Modellregionen finden sie in folgendem Video.