Visionen und Ausblicke zum Digitalen Ökosystem

Beispielhafte Übersicht über Themen für Landkreise, zu denen sie über die Plattform Informationen erhalten.

 

Im vergangenen Jahr haben wir von Aktivitäten rund um die Gestaltung von Lösungen in den Themenfeldern Bildung & Arbeit und Gemeinschaft & Ehrenamt berichtet. Parallel arbeitet unser Team an einem Digitalen Ökosystem, das diese und weitere Lösungen auf einem Marktplatz für Landkreise zusammenbringt. Deshalb ist es höchste Zeit, die Vision hinter dem Ökosystem vorzustellen und einen Ausblick auf unsere nächsten Aktivitäten zu geben.

Durch unsere Arbeiten im Forschungsprojekt Smarte.Land.Regionen zielen wir auf eine Verbesserung der Daseinsvorsorge durch digitale Technologien. Aus dieser Formulierung lassen sich bereits die wesentlichen Zielgruppen im Projekt ableiten: Aufgaben der Daseinsvorsorge nehmen (unter anderem) Landkreise wahr, und sie tun dies primär für ihre Bürger:innen. Digitale Lösungen andererseits müssen durch entsprechende Lösungsbetreiber zur Verfügung gestellt werden. Neben dem technischen Aspekt des Betriebs einer digitalen Lösung, also der Verantwortung dafür, dass beispielsweise eine Webseite online zugreifbar ist oder eine mobile Anwendung in einschlägigen App-Stores heruntergeladen werden kann, wird zumeist eine Unterstützung durch Berater benötigt, um Digitalisierungsvorhaben in Landkreisen erfolgreich umzusetzen. Um die beiden Parteien, also Landkreise und ihre Bürger:innen sowie Anbieter von Lösungsbetrieben und Beratungen, miteinander zu vernetzen, entsteht im Projekt eine digitale Plattform.

 

Darstellung der Akteure einer digitalen Plattform

Abbildung 1: Parteien der Smarte.Land.Regionen Plattform

Die digitale Plattform

Die digitale Plattform stellt das zentrale Element zur Umsetzung der Vision dar. Die Plattform ist die Anlaufstelle für Landkreise, um auf dem zugehörigen Marktplatz zum einen den Betrieb digitaler Lösungen zu erwerben und um zum anderen Beratung hinsichtlich der Lösungen oder allgemein zu digitalen Themen in Anspruch zu nehmen. Die Plattform deckt zudem den Bedarf der Landkreise an einer zentralen Informationsstelle rund um die digitale Daseinsvorsorge. Die Schaffung einer solchen Plattform mit umfangreicher fachlicher Begleitung und Unterstützung aller Beteiligten erleichtert es den Landkreisen, den Weg zur digitalen Daseinsvorsorge zu bewältigen und ein modernes Landleben für die Bürger:innen zu ermöglichen. Sie erhöht für die Landkreise und deren Bürger:innen die Transparenz bzgl. zur Verfügung stehender digitaler Lösungen und aktueller Themen rund um die digitale Daseinsvorsorge.

Die Landkreise

Bei der Umsetzung der Vision und der digitalen Plattform rücken insbesondere die Probleme der Landkreise bei der digitalen Daseinsvorsorge in den Vordergrund. Sie wissen zum einen nicht, wen sie als Partner benötigen, um eine digitale Lösung im Landkreis einzusetzen. Zum anderen ist die Beschaffung digitaler Lösungen für Landkreise zeit- und kostenintensiv, da die Erstellung einer Ausschreibung inklusive eines Leistungsverzeichnisses notwendig sein kann. Oftmals haben die Landkreise zudem nur unzureichende Kenntnisse, was die Themen rund um die Auswahl von digitalen Lösungen betrifft. Mit dem Entstehen einer zentralen digitalen Plattform werden diese Probleme adressiert.

So werden auf der Plattform neutral ausgearbeitete Informationen für die Landkreise bereitgestellt, die Einblicke in die wichtigsten Arten von digitalen Lösungen und in relevante Themen rund um die Digitalisierung und digitale Daseinsvorsorge geben. Inhalte können dabei Informationen zu Datenplattformen oder zu Lösungen in unterschiedlichen Bereichen wie Mobilität, Gesundheit, Ehrenamt, Bildung und Arbeit sein. Abbildung 2 zeigt einen Entwurf, wie die vom Betreiber der Plattform neutral ausgearbeiteten Informationen dargestellt werden können.

Beispielhafte Übersicht über Themen für Landkreise, zu denen sie über die Plattform Informationen erhalten.

Abbildung 2: Beispielhafte Übersicht über Themen für Landkreise, zu denen sie über die Plattform Informationen erhalten

Des Weiteren werden spezifische Informationen zu den angebotenen Lösungen bereitgestellt, sodass die Landkreise zu jeder Lösung Einblicke u.a. in die Funktionalitäten, die Datenverwendung, den Quell-Code und die Qualität sowie Hinweise zum Einsatz der Lösung im Landkreis oder Verweise zu den die Lösung bereits nutzenden Landkreisen erhalten. All diese Informationen werden in Form eines Marktplatzeintrags zu einer Lösung präsentiert. Der Marktplatzeintrag enthält zudem Angebote, um den Betrieb der beschriebenen Lösung kostenpflichtig von einem entsprechenden Lösungsbetreiber zu buchen. Gleichzeitig erhalten die Landkreise die Möglichkeit, die Lösungen in einem gewissen Zeitraum kostenfrei zu testen, um sich ein besseres Bild von einer Lösung im praktischen Einsatz machen zu können. Abbildung 3 stellt einen Entwurf vor, wie die Übersicht über digitale Lösungen für einen Landkreis dargestellt werden kann.

Beispielhafte Übersicht über Marktplatzeinträge für Lösungen, deren Betrieb Landkreise über die Plattform buchen.

Abbildung 3: Beispielhafte Übersicht über Marktplatzeinträge für Lösungen, deren Betrieb Landkreise über die Plattform buchen

Auch hinsichtlich der Fragestellung, welche Partner für das Einsetzen digitaler Lösungen benötigt werden, gibt die Plattform Hilfestellungen. Sie benennt zum einen mögliche Lösungsbetreiber, die zu einer Lösung den (technischen) Betrieb anbieten, und zum anderen Berater, die eine (organisatorische) Beratung zur Lösung oder zum Themenfeld anbieten.

Der Herausforderung der zeit- und kostenintensiven Beschaffung digitaler Lösungen kann auf zwei Arten entgegengewirkt werden: (1) Den Landkreisen wird im Falle der Unterschreitung entsprechender Grenzen zur Ausschreibungspflicht eine direkte Bestellung von Lösungen über den Marktplatz ermöglicht; oder (2) den Landkreisen wird Unterstützung bei der Erstellung von Ausschreibungsunterlagen angeboten, indem Beschreibungen der Funktionalitäten von Lösungen heruntergeladen werden können.

Die Bürgerinnen und Bürger

Die Bürger:innen stellen die eigentlichen Nutzer:innen der auf der digitalen Plattform angebotenen Lösungen der Lösungsbetreiber dar. Bisher waren sie mit den Herausforderungen konfrontiert, dass sie (1) bei jeglicher Nutzung einer digitalen Lösung immer wieder ein lösungsspezifisches Nutzerkonto bei einem ggf. unbekannten Unternehmen anlegen mussten und (2) bei der Nutzung einer jeden Lösung zur erneuten Dateneingabe gezwungen waren. Sie mussten folglich Daten redundant eingeben, da aufgrund fehlender Vernetzung keine Daten zwischen Lösungen ausgetauscht werden.

Die Plattform hingegen bietet Basisdienste an (bspw. einen einheitlichen Login), die in allen auf der Plattform befindlichen digitalen Lösungen verwendet werden, wodurch die Verwendung eines gemeinsamen Kontos in allen digitalen Lösungen ermöglicht wird. Die Lösungen sind aus Sicht der Bürger:innen folglich miteinander integriert. Das bedeutet ein einmaliges Eingeben der Daten ins Nutzerkonto zur Nutzung aller Lösungen. Jeder Bürger und jede Bürgerin hat folglich nur noch ein Nutzerkonto, mit welchem der Zugang zu allen Lösungen gewährleistet ist. Damit entfällt die Notwendigkeit verschiedener Nutzerkonten und die Mehrfacheingabe gleicher Login-Daten.

Die Anbieter

Die Lösungsbetreiber haben die Aufgabe, rechtlich korrekte und mit anderen Lösungen vernetzte Lösungen auf der Plattform für die Landkreise bereitzustellen und zu betreiben. Auch sie stehen vor einigen Herausforderungen. Sie müssen einen zeit- und kostenintensiven Prozess durchlaufen, um ihre Lösungsbetriebe inkl. potenzieller Zusatzleistungen der öffentlichen Hand anzubieten, da die Teilnahme an Ausschreibungen Zeit und Geld kostet. Zusätzlich sind sie in der Pflicht, die rechtliche Korrektheit ihrer Lösungen (bspw. hinsichtlich der DSGVO) sicherzustellen. Hier bietet die Plattform ebenfalls Unterstützung an.

Um das zeit- und kostenintensive Anbieten von Lösungsbetrieben zu umgehen, bietet die Plattform den Lösungsbetreibern einen zentralen Vertriebskanal, über den sie viele Landkreise erreichen, um ihnen Lösungsbetriebsangebote zu unterbreiten. Die Lösungsbetreiber können den Landkreisen somit ihre Lösungen über die Plattform bundesweit zur Verfügung stellen. Die Landkreise profitieren hiervon, indem sie die vorhandenen Lösungen mit geringem Aufwand vergleichen können. Zudem entfällt die Abgabe von Bewerbungen auf Ausschreibungen zugunsten direkter Bestellungen durch die Landkreise. Ebenfalls erleichtert wird das Sicherstellen der rechtlichen Korrektheit der Lösungen, indem die Plattform Unterstützung bei der Umsetzung von Funktionalitäten anbietet, die für Landkreise wichtig sind.

Die Kernaktivität der Berater ist die (organisatorische) Beratung der Landkreise zu Lösungen oder Themenfeldern. Doch ehe sie der öffentlichen Hand eine kostenpflichtige Beratung anbieten können, müssen auch sie aufgrund der Ausschreibungspflicht der Landkreise einen zeit- und kostenintensiven Prozess durchlaufen. Dieser Herausforderungen wirkt die Plattform in gleicher Form entgegen wie bei den Lösungsbetreibern.

Nun gilt es, die Vision in einer ersten Vision zu realisieren und parallel hierzu rechtliche Fragestellungen rund um die Plattform sowie um mögliche Geschäftsmodelle zu klären. Die umgesetzte Version wird anschließend zusammen mit den ersten Landkreisen evaluiert.