Innovation im Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen

Grafik mit Menschen die diskutieren, Ideen entwickeln und zusammenarbeiten.

Das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen beschäftigt sich mit der Verbesserung der Lebensqualität in ländlichen Regionen mittels Digitaler Ökosysteme. Dazu sollen eine Plattform zur Anbindung verschiedener digitaler Lösungen sowie erste beispielhafte Lösungen entwickelt werden. Diese werden zusammen mit geeigneten Digitalisierungsstrategien in Kooperation mit ausgewählten Landkreisen erarbeitet und decken dabei verschiedene Themenkomplexe der Daseinsvorsorge ab. Darüber hinaus sollen in den Landkreisen später auch selbstständig weitere Ideen gesammelt, Lösungen entwickelt und an die Plattform angebunden werden können. Eine digitale Beteiligungsplattform auf Basis von CONSUL soll außerdem die koordinierte Einbindung von Bürger:innen der jeweiligen Landkreise unterstützen.

Auf einer abstrakteren Ebene fördert das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen allerdings auch Werte wie Transparenz und Zusammenarbeit bzw. verschiedene Arten der Innovation, die auch großes Potenzial für Staat und Gesellschaft im weiteren Sinne bieten können. In diesem Kontext geht es konkret um die Themen »Open Government«, »Open Innovation«, »Soziale Innovation« und »Agile Ansätze«, die nachfolgend erläutert werden.

Open Government

Die Open Government Partnership (OGP) beschreibt einen internationalen Zusammenschluss von mittlerweile 79 Staaten, lokalen Regierungen und Teilnehmern aus der Zivilgesellschaft. Diese Initiative wurde bereits 2011 von der US-amerikanischen Regierung ins Leben gerufen und hat u.a. die Schaffung von mehr Transparenz in der Politik, die Beteiligung der Zivilgesellschaft sowie die Modernisierung der Verwaltung mittels digitaler Technologien und Prozesse zum Ziel. Seit 2016 ist auch Deutschland Teil der OGP und wurde 2019 sogar in den Lenkungsausschuss der Initiative gewählt. Open Government wird dabei als »formidables strategisches Werkzeug für Führung und Kultur des Regierungshandelns« und Weg zu »Verbesserungen im Leben unserer Bürgerinnen und Bürger« beschrieben. Die Initiative soll hierzulande den Austausch von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft fördern sowie Teilhabe, Transparenz und Zusammenarbeit als Grundpfeiler unserer Demokratie stärken. Es gilt, innovative Lösungen für die Bewältigung aktueller und kommender Herausforderungen zu finden und dabei den Digitalisierungsprozess in Deutschland voranzutreiben.[1]

Das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen stellt eine konkrete Verpflichtung des 2. nationalen Aktionsplans von Deutschland im Rahmen der OGP dar. Während die Erarbeitung von Digitalisierungsansätzen auf kommunaler Ebene naturgemäß ein politisches Thema ist, legt das Projekt auch explizit Wert auf die Einbindung von Wissenschaft (Entwicklung der Plattform und zentraler digitaler Lösungen), Wirtschaft (potenzielle Entwicklung weiterer digitaler Lösungen) und Zivilgesellschaft (Beteiligung bzgl. Ideenfindung und Evaluation). Dadurch sollen spezifische Maßnahmen für die Digitalisierung in den jeweiligen Landkreisen entstehen und gleichzeitig Transparenz, Kommunikation und Kooperation gefördert werden.

Open Innovation

Während Innovation im klassischen Sinne innerhalb einer Organisation entsteht, beschreibt Open Innovation die Öffnung des Innovationsprozesses hin zur Außenwelt. Dazu wird ein Austausch von Daten und Informationen mit dem externen Umfeld ermöglicht. Wissen und Ideen können dann gemeinsam von verschiedenen Interessensgruppen generiert werden, unterschiedliche Perspektiven können besser berücksichtigt werden und der Innovationsprozess insgesamt kann effektiver gestaltet werden. Open Innovation bietet damit großes Potenzial für eine symbiotische Beziehung, von der alle Beteiligten profitieren können. Die stattfindende Bündelung von Kompetenzen und Wissen erlaubt es außerdem, der zunehmenden Komplexität unserer Zeit besser gerecht zu werden. Neben den offensichtlichen Vorteilen von Open Innovation bestehen jedoch auch einige Herausforderungen. Dazu gehört etwa der benötigte Kulturwandel in den entsprechenden Organisationen, aber beispielsweise auch die erfolgreiche und zielgerichtete Zusammenarbeit der Beteiligten. Letztendlich kann so aber ein effektiverer Innovationsprozess mit insgesamt hochwertigeren Ideen und Lösungen erreicht werden.[2]

Auch bei der Ideenfindung und anschließenden Umsetzung von digitalen Lösungen im Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen kommt das Prinzip von Open Innovation zur Geltung. So werden entsprechende Ansätze etwa gemeinsam mit den jeweiligen Landkreisen entwickelt. Der Einsatz einer Beteiligungsplattform ermöglicht es außerdem, Expertise und Erfahrungen, aber auch Wünsche der Zivilgesellschaft zu nutzen bzw. zu berücksichtigen. Das Ziel der selbstständigen Entwicklung zusätzlicher digitaler Lösungen durch Akteure »außerhalb« des Modellvorhabens und über dessen Laufzeit hinaus stellt grundsätzlich ebenfalls eine Variante von Open Innovation dar. Dadurch können die Beteiligten insgesamt passendere Ideen für Lösungen und Strategien generieren und gleichzeitig deren Umsetzung potenziell über die eigenen Leistungen hinaus gewährleisten.

Soziale Innovation

Wenn wir heute von Innovation sprechen, dann denken wir oft zuerst an disruptive Technologien und digitale Lösungen. Diese können zwar maßgeblich zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen, jedoch dürfen entsprechende Vorhaben nicht (nur) auf Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit abzielen.  Andernfalls kann der gewünschte positive Effekt ausbleiben oder gar tendenziell negative Züge annehmen. Als Antwort auf bestehende und zukünftige Herausforderungen muss also auch ein Wandel in der Art und Weise unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens erfolgen; kurz gesagt, es braucht soziale Innovation. Diese bezieht sich auf soziale Praktiken in unserer Gesellschaft, genauer auf neuartige Arten der zwischenmenschlichen Interaktion, Kommunikation und Zusammenarbeit. Dabei hat soziale Innovation letztendlich immer einen positiven gesellschaftlichen Wandel zum Ziel und entsteht idealerweise an der Schnittstelle zentraler Akteure unserer Gesellschaft. Letztendlich braucht es beide Blickwinkel, um die Zukunft nachhaltig bestreiten zu können, am besten in einem synergetischen Zusammenspiel. So könnte die soziale Perspektive den Weg aufzeigen und die technische Sicht bei der Umsetzung unterstützen.[3]

Digitale Ökosysteme, wie sie auch im Fokus des Modellvorhabens Smarte.Land.Regionen stehen, können im Prinzip als eine Variante sozialer Innovation gesehen werden. Sie nutzen zwar technische Mittel, verändern insbesondere aber die Art und Weise, wie das Zusammenleben in den beteiligten Landkreisen funktioniert. Darüber hinaus verfolgen sie primär das Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität und wirken sich somit positiv auf das Gemeinwohl aus. Die (digitale) Beteiligung der Bürger:innen in diesem Zusammenhang kann im weiteren Sinne ebenfalls als soziale Innovation bezeichnet werden, da sie eine Praktik darstellt, welche Kommunikation und Zusammenarbeit zentraler Akteure anders gestaltet als bisher.

Agile Ansätze

Agile Ansätze erfreuen sich nach wie vor wachsender Begeisterung in Unternehmen, besonders (aber nicht nur) im Rahmen der Softwareentwicklung. Aus der Notwendigkeit heraus entstanden, als Reaktion auf eine sich rasch ändernde Umwelt, geht es hierbei vor allem um Zusammenarbeit, Kommunikation und Transparenz sowie um die iterative Entwicklung von Lösungen mit starkem Nutzerfokus und die ständige Verbesserung des eigenen Handelns. Kurz gesagt werden Menschen bestärkt, deren Bedürfnisse berücksichtigt sowie ihre Rolle in einer volatilen Umgebung in den Mittelpunkt gerückt.[4]

Agile Denk- und Arbeitsweisen finden sich in den bereits beschriebenen Konzepten und somit im Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen als solches wieder. So schafft Open Government Transparenz und fördert Kommunikation sowie die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Es geht um einen offenen Austausch und die Weiterentwicklung von Systemen, welche aktuellen Herausforderungen zunehmend nicht mehr gerecht werden können. Damit einher geht das Konzept von Open Innovation, welches gewährleisten soll, dass entwickelte Lösungen die richtigen Probleme lösen und mehr Akzeptanz erfahren. Soziale Innovation findet sich insofern wieder, als dass die Lösungen ebenfalls Menschen und deren Interaktion in den Fokus rücken. Zu guter Letzt werden auch die Plattform und dazugehörige digitale Lösungen mithilfe agiler Ansätze entwickelt.

Fazit

Abschließend bleibt zu sagen, dass das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen die Möglichkeiten von Digitalen Ökosystemen in ländlichen Gebieten erforscht, um die Lebensqualität der dort lebenden Bevölkerung zu erhöhen. Das Projekt fördert damit eine offene und zeitgemäße Verwaltungs- und Innovationskultur, mit dem Ziel, unsere Gesellschaft nachhaltig zu verbessern und zukünftigen Herausforderungen souverän zu begegnen.

 


[1] https://www.opengovpartnership.org/; https://www.bmi.bund.de/DE/themen/moderne-verwaltung/open-government/ogp/open-government-partnership-node.html

[2] https://strategie-spektren.de/innovation/open-innovation/; https://www.lead-innovation.com/blog/definition-open-innovation

[3] https://www.fes.de/themenportal-bildung-arbeit-digitalisierung/artikelseite/hightech-fuer-die-tonne; http://www.sfs.tu-dortmund.de/cms/de/Soziale_Innovation/index.html

[4] https://agilemanifesto.org/; https://modernagile.org/